Sonntag, 28. August 2016, Hörstel/Torfmoorsee. Pünktlich um 14.10 Uhr fällt der Startschuss der zweiten Welle im Torfmoorsee. Ich, Philipp Mohs, mache mich auf die Reise zu meinem ersten Triathlon. Aus dem großen Gewusel halte ich mich raus, denn die Zeit ist mir heute nicht wichtig, denn gesund ins Ziel kommen, ein gutes Gefühl und Spaß haben stehen ganz oben auf den Tagesordnungspunkten.
Die erste Disziplin verläuft spielerisch, Boje um Boje lasse ich hinter mir, es fühlt sich gut an und ich ziehe eisern durch. Als ich merke, dass ich nicht der letzte bin, der aus dem Wasser kommt, steigt die Vorfreude auf den Rad-Kurs. Zudem bekomme ich einen grandiosen Applaus nach meiner vollbrachten Leistung im See. Familie, Freunde, Bekannte und weitere Zuschauer bejubeln mich, und die anderen Athleten. Das geht „runter wie Öl“, es fühlt sich gut an. Also zack Schuhe an, Trikot drüber und nicht vergessen Helm auf, sonst wird man disqualifiziert. Das Wetter spielt übrigens super mit, und verleiht mir sprichwörtlich Flügel… naja, wären da nicht diese fiesen Brücken, da leidet man schon etwas mehr. Egal, muss ja, die anderen müssen hier auch hoch. Kleineren Gang rein und gleichmäßig hoch. Außerdem folgt die Lieblingsdisziplin ja noch im Anschluss. Die Fußballer denken von Spiel zu Spiel, Triathleten von Disziplin zu Disziplin und ganz wichtig, es muss sich gut anfühlen Und das tut es leibhaftig.
Übrigens, ich mache heute die Volksdistanz. Ich möchte ja nicht gleich nach den Sternen greifen und fange daher „klein“ an. „Klein“ bedeutet, 600 Meter im Wasser zurücklegen, 20 km auf dem Rad und im Anschluss 5,4 rund um den See hecheln. Ein Freund sagte mir, nach dem Rad fühlt es sich in den Laufschuhen so an, als würde man auf Eiern laufen. Da spüre ich aber nichts von. Bei mir läuft´s rund. Die 5,4 km sind im Training sonst spielerisch, da wird auch heute nichts mehr anbrennen, und das spüre ich. Meine Laune steigt, ich singe sogar ein wenig. Ich freue mich jetzt schon aufs Finish.
Die Runde um den See vergeht wie im Flug, überall klatschen die Leute, auch meine Familie ist fast immer in Blickweite. Das macht mich stolz wie Oskar. Nur noch wenige Meter bis ins Ziel. Ich habe den Eindruck, bei mir klatschen die Menschen mehr als bei den anderen Athleten. Auch der Mann am Mikro, Michael Brinkmann, sagt sogar mehrmals meinen Namen über Lautsprecher… wow, Wahnsinn. Als ich die Ziellinie überquere, kommen alle zu mir, ein kurzer Blick auf die Uhr noch, perfekt, unter 2 Stunden… In den Augen meiner Familie sehe ich den Stolz und die Freunde über das Vollbrachte, und das macht mich auch sehr glücklich. Danach folgten Glückwünsche und das super Finishershirt. Ab heute bin ich Triathlet.
Einen großen Dank muss ich aber noch loswerden. Diesen Tag hätte ich ohne meine Freunde von „Sportler 4 a childrens world“ John McGurk, Axel Kreutzer und Sven Kösters nicht so genießen können, wie er schlicht und ergreifend war. Warum? Weil ich im Alltag im Rollstuhl sitze.
Sven hat mich durch den See gezogen, und meine Aufgabe war es im Schlauchboot die Sonne zu genießen und die Konkurrenz mit Blicken einzuschüchtern. Axel hat mich mit einem speziellen Fahrrad mitgenommen, er durfte treten und ich habe die Richtung angegeben. Und John machte es, wie bei vielen anderen Benefizläufen, die er organisiert, und wo er mich mitnimmt, er schob mich den ganzen Weg über um den Torfmoorsee.
Ich bin sehr glücklich, dass der Tag abgelaufen ist, wie er abgelaufen ist… denn es war ein perfekter Tag. Ich liebe Sport und ich war ganz normal dabei, wie jeder andere auch. Inklusion im Sport kann so einfach sein. Denkt mal drüber nach und macht mit, denn es macht Spaß!
Mein Name ist Philipp Mohs, und ich bin ab heute Triathlet.