Auf Einladung der Anstaltsleitung und des Bildungskoordinators waren John, Detlef und Bastian Mitte Mai zu Besuch in der JVA Lingen. Auch die Presse war in Person von Herrn Fickers vertreten. Nachstehend sein Bericht. Vorweg: Es war eine sehr eindrückliche Erfahrung.
Spenden für Hilfsaktion NOZ-online, 19.05.17
Gefangene der JVA Lingen laufen für Kinder
Geeste. Einen Sponsorenlauf für Kinder in Not wollen Gefangenen und Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lingen organisieren. Der Verein Sportler 4 a children‘s world hat in der JVA-Abteilung Groß Hesepe dafür geworben.
Für jeden Kilometer, den die Läufer aus der JVA Lingen beim zehnten JVA-Marathon in Oldenburg am 21. Oktober zurücklegen, sollen Sponsoren gefunden werden. „Run for kids – Laufen für Kinder“ ist ab sofort das Motto der Laufgruppe.
Die Anregung dazu kam vom Stellvertretenden Anstaltsleiter Helmut Krone. Er hat den Osnabrücker John McGurk kennengelernt, der seit fast 30 Jahren über solche Sponsorenläufe Geld für Kinder sammelt, die in schwierigen Verhältnissen leben. Daraus ist vor neun Jahren der Verein „S4acw“ entstanden, der seine Einnahmen „zu 100 Prozent“ an Hilfsprojekte weiterleitet, wie McGurk versichert. Mehr als eine Million Euro sind inzwischen für Hilfsaktionen hauptsächlich in Deutschland, aber auch im Ausland erlaufen worden.
Der 1. Vorsitzende von S4acw, McGurk, Detlef Kösters vom Vorstand und Laufsportler Bastian Stöppler besuchten zum Trainingsstart für den Marathon die JVA-Abteilung Groß Hesepe in der Gemeinde Geeste. In der Gesprächsrunde im Freizeitbereich der Abteilung mit Gefangenen und Bedienstete wurde deutlich, dass der aus Schottland stammende Osnabrücker nicht nur für den Laufsport in Verbindung mit Wohltätigkeit werben will. McGurk schilderte seine Kindheit, die geprägt war von Armut, Alkoholsucht der Eltern, Heimaufenthalten und vor allem Gewalt. Kein Kind sollte eine solche Kindheit erleben müssen, meint der Osnabrücker, der in einer Papierfabrik im Schichtdienst arbeitet. Um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, meldete er sich zur Britischen Armee, wurde nach Osnabrück versetzt und blieb 1983 dort. Beim Militär habe er gemerkt, wie Sport das Selbstvertrauen stärkt.
Mut machen
In einer persönlichen Krise im Alter von 27 Jahren beschloss er, seinem Leben eine Wendung zu geben, erzählte McGurk. Als stark übergewichtiger Kettenraucher gewöhnte er sich das Rauchen ab, und begann in Erinnerung an seine gute Erfahrung während der Militärzeit mit dem Laufsport, wobei das Spendensammeln als Motivation diente. „Ich will Mut machen, sich zu ändern, auch wenn es schwerfällt“, sagte der 56-jährige McGurk.
Die vom Verein unterstützten Projekte müssen ein konkretes Ziel haben, erklärt Detlef Kösters. So wird unter anderem eine Gruppe unterstützt, die Schwimmunterricht für Kinder aus armen Familien unterstützt. Denn „Schwimmen rettet Leben“, ergänzt McGurk.
Mit den Läufern aus der JVA starteten Bastian Stöppler, John McGurk und der Fachbereichsleiter Bildung/Sport, JVA Lingen, Thorsten Lampe, das Training für den Sponsorenlauf beim JVA-Marathon in Oldenburg. Die zwei Runden um das Sportgelände in Groß Hesepe wurden in lockerem Tempo zurückgelegt.
McGurk und Kösters nutzten die Gelegenheit, einen Kontakt in die Niederlande zu knüpfen. Denn Mitarbeiter der Penitentiaire Inrichting (JVA) Veenhuizen waren auf Informationsbesuch bei den Kollegen der JVA Lingen zur Besichtigung der Abteilung Groß Hesepe. Die Niederländer zeigten sich interessiert an einem Projekt mit s4acw.
(Text und Foto: Manfred Fickers, NOZ)